Demos und Spaziergänge

Versöhnungsgespräche und Stadtvollversammlung

Versöhnungsgespräche und Stadtvollversammlung

Rede von Helena bei der Montagsdemo am 23.1.2023 in Halle

Wir alle haben den letzten drei Jahren viel Unrecht, Leid und Verzweiflung erlebt. Sehr viel Leid, sehr viel Ungerechtigkeit, sehr viel Ohnmacht. Und das hier in unserem Land, in unserer Stadt, in unseren Familien. Wir haben nicht nur in den Medien davon gehört - nein, wir alle stecken kollektiv mittendrin.

Die Ohnmachts-Liste ist ewig lang und könnte noch länger sein: Lockdown, Arbeitsverbot, Abstandspflicht (erinnert sich jemand noch an diese "Abstandstänze", die wir auf dem Marktplatz aufführen sollten … ?), Maskenpflicht, Ausgangssperre, Testpflicht, Impfpflicht, das ganze Mit-dir-red-ich-nicht , 2G, 1G, völlig irrsinnige Sanktionen, Kriegsbegeisterung wie vor 90 Jahren, Übersterblichkeit …. Das volle Programm. Und ausgelöst davon: Ärger, Aufregung, Hass, Verzweiflung, Einsamkeit, Depression, Gewalt, Suizide etc.

Schlimm. Richtig schlimm. Und wir haben alles Recht der Welt, richtig wütend zu sein, Wir haben alles Recht der Welt, Strafe, Einsehen und Entschuldigungen zu fordern. Nur, DAS wird uns in unserem Land nicht gegeben. Denn der Staat gehört nicht dem Volk, die Demokratie ist eine Farce und die Regierenden stellen und manipulieren die Gerichte. Es gibt weder Gerechtigkeit noch Grundrechte in unserem Land. So schmerzhaft sieht's aus. Alles Recht der Welt hilft uns nicht weiter.

Das ist eine sehr bittere Erkenntnis. Aber selbst wenn: Bringt denn Strafe je Gerechtigkeit? Und ist das das Ultimum, was wir alle brauchen: endlich Recht zu bekommen? Hilft es uns allen wirklich, wenn jemand ins Gefängnis geschickt wird? Die eine Marionette geht ins Gefängnis, die nächste ploppt auf. Die großen Frage sind doch: Wie lässt sich das Geschehene wieder gutmachen? Und wie verhindern wir eine Wiederholung? Was ist das überhaupt, Wiedergutmachung? Wie geht das?

Ist Wiedergutmachung die Erkenntnis und das Eingeständnis meines Gegenübers, dass er, und wie tief er mich verletzt hat? Und genügt das schon? Lösen das Eingeständnis und die Bitte um Entschuldigung ein Gefühl von Frieden aus? Oder müssen Taten folgen? Es heißt ja WiedergutMACHUNG, nicht WiedergutSAGUNG.

Und wie kann ich von meinem Gegenüber, nennen wir ihn Täter, erwarten, dass er eingesteht, was ich NICHT bereit bin, preiszugeben, nämlich die Tiefe der erlittenen Verletzung, das blanke Entsetzen meiner Ohnmacht? Ich denke, es braucht die Versöhnung zwischen den Gegenüber-Gegnern und ich verstehe Versöhnung folgendermaßen: Beide Seiten gestehen einander Wesentliches ein: Der eine gesteht, wie groß die erlebte Verletzung ist; der andere erkennt das Ausmaß der Verletzung an. Die Verantwortlichkeiten können danach geklärt werden.

Den einen, ultimativ verantwortlichen "Täter" werden wir in den seltensten Fällen finden. Aber wir können die Menschen von den verschiedenen Ufern gesellschaftlicher Spaltung zusammen bringen, in Versöhnungsgesprächen. Regelmäßig. Denn wir alle haben reichlich aufzuarbeiten. Und wenn wir soweit sind, werden wir feststellen, dass das Wort Schuld uns zwischen den Fingern zerbröselt. Denn es geht überhaupt nicht um Schuld, es geht um Wahrnehmung und Anerkennung. DER SCHULDIGE ist echt schwer zu greifen und die ewige Suche nach Schuldigen führt uns ins Nirgendwo. Und immer weiter in die Ohnmacht hinein. Wenn andere Schuld sind an meinem Leiden, dann lehne ich ja die Verantwortung für mein Leben ab, gebe ich meine Macht aus der Hand, lasse andere über mich bestimmen.

Aber wenn wir einander im Gespräch, von Angesicht zu Angesicht, als fühlende Menschen erkannt haben, dann kommen wir vielleicht doch in die Wiedergutmachung. Indem wir gemeinsam, mit unseren ehemaligen "Feinden" heilen und Heilung für andere ermöglichen. Indem wir das Zerwürfnis und den gesellschaftlichen Krieg zu Ende bringen und dafür sorgen, dass unser Zusammenleben besser wird als vorher. Das ist doch Wiedergutmachung. Darum geht es doch. Und dann, wenn wir ausgesöhnt sind mit uns und mit einander, dann können wir auch gemeinsam Lösungen finden für jedes Problem unserer Stadt.

Wenn wir es schaffen, das Parteiengedöns und das Statusgedöns und das Hierarchiegedöns und das Amtsgedöns hinter uns zu lassen, dann sollten wir schleunigst eine Stadtvollversammlung einberufen in einem Haus mit reichlich Platz für viele Leute. Viele Leute , die Willens sind, Lösungen zu finden: Für unsere Behörden, für unsere Schulen, unsere Krankenhäuser, unsere Betriebe, unsere Familien, unsere Stadt. Wahrscheinlich können wir nicht solange warten mit der Stadtvollversammlung, bis jeder mit jedem ausgesöhnt ist. Denn die Probleme warten nicht, sie sind jetzt dringlich.

Wir brauchen hier in Halle keine Transformation zur 5G-15min-Regenbogen-E-mobilen-gemeinsamFrierenden-Überwachungsstadt. Wir brauchen eine intakte Umwelt, eine funktionierende und bezahlbare Energieversorgung. Wir brauchen gesellschaftlichen Frieden, unsere Kinder brauchen Geborgenheit, unsere Kranken und Alten brauchen Trost und wir alle brauchen Heilung. Wir brauchen eine funktionierende, regionale Wirtschaft. Wir brauchen Geld, das was wert ist.

Meine Güte. Das Leben kann so schön sein, wenn wir uns nicht mehr beschäftigen lassen mit Ärger, Hass und Krieg und Sorgen und Inflation und Feindbildern und dem Ausfüllen von Anträgen und Steuererklärungen. Der ganze Mist hält uns lediglich richtig gut beschäftigt und lenkt uns ab vom wirklich freien und mächtigen Leben. Wir haben die Macht, Brücken zu bauen. Wir können Hände reichen statt die Fäuste zu schütteln. Wir sind erwachsen genug, um für uns selbst einzustehen. Wer uns verarschen möchte, von dem können wir uns abgrenzen. Aber wer ehrlichen Kontakt möchte, dem bieten wir ehrlichen Kontakt an.

Wir sind da.
Deshalb will ich Versöhnungsgespräche und eine Stadtvollversammlung.
Hier, bei uns.

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